“Beim Lesen von Peter Angsts Gedichten denkt man: „Unerschrocken“ oder: „Aushalten können.“ Die Stille des Waldes aushalten, ein Bild von Rothko, die Unzimperlichkeit der Natur. Unzimperlichkeit der Natur, das heißt auch: das Nahen des Todes. Seine Unerschrockenheit ist befreiend. Diese Freiheit, das ist sein Geschenk. Miklos Gimes, Autor und Filmemacher„
Was, wenn alle Ideale in die Brüche gehen? Wenn die humanistische Bildung des Elternhauses durch eine Kugel zerfetzt wird, der Gehalt der Achtundsechziger an den Mauern der Institutionen abperlt, der Widerspruchsgeist der Achtzigerbewegung gebrochen wird?
Peter Angst hielt an der Sprache fest. Seine revolutionäre Möglichkeit: «Mach dir keine Bildnisse.» Als Krücke im Kopf diente ihm das Zitat von Peter Handke «Wo ich kein Thema habe, lasse ich die Welt walten», während seine Sprache in der Haiku-Prosa ihre Form fand. Eine Sprache, auf die Verlass ist, Wort für Wort, Satz für Satz.
Autor/in:
Peter Angst, 7.9.1950, wuchs in Wädenswil, in einem reformierten Pfarrhaus auf. Die zuletzt siebenköpfige Familie war oft während möglichst vieler Ferienwochen in den Bergen. Ein Umstand, den ihn mehr prägte als seine calvinistische Erziehung.
Er studierte 2 Jahre Psychologie, machte das Lehrerpatent.
Im Herbst 1973 zog er ostwärts. In Beirut lebte er unter Palästinensern, zuletzt im Flüchtlingslager Schatiila. Nach einem Schiessunfall starb er beinahe. Seine Suche nach einem Ort, an dem es sich freier atmen liess, wurde durch dieses Ereignis existentiell.
Er wollte leben, als ob er nichts wüsste. Das Schreiben war sein Wegbegleiter.
1990 zog er mit Beatrice Häfliger ins Toggenburg. Er schrieb an einem Haiku-Prosa-Buch, schrieb einen Roman. Er führte unter dem Titel ‚Skepsis und Inbrunst‘ ein Logbuch. Nach der Pensionierung als Lehrer-Stellvertreter wollte er seine Texte in die endgültige Form bringen. Da bekam er, aus heiterem Himmel einen Befund, der die Ausdrücke ‚weit fortgeschritten‘ und ‚unheilbar‘ enthielt. Er beschloss: „Wenn es sich wirklich aufdrängt, schreib auch davon. Und streune weiterhin in Wäldern.“ Seine Texte fanden ihre definitive Form erst, nachdem er wusste, wo seine sterblichen Überreste liegen würden.
Peter Angst starb am 23. Januar 2018 Zuhause, an seinem langjährigen Wohnort Hoffeld, frei gewählt mit Exit. Der Nachlass wurde 2021 von seiner Frau mit der freundlichen Unterstützung des Kantons St. Gallen im Wolfbach Verlag veröffentlicht.