Hier stand mein Haus

Den Flüchtlingskindern unserer Erde gewidmet

Von Markov, Anatoli

Vega e. K., 80 Seiten, kartoniert

ISBN: 978-3-9808919-3-6

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Vier Kurzgeschichten aus einer Kindheit in Weißrussland. Ein Dorfplatz wird zur Richtstätte, ein Schuppen zum Wohnhaus, ein deutsches Kind kommt in einer russischen Familie zur Welt und ein Apfelbaum gerät in den Wald. Im Wirbel des Krieges versuchen Kinder und Bäume zu bestehen, und sie werden ihrer gegenseitigen rettenden Verbindung gewahr.

Vorwort

Auch wenn es so scheint, dass über den zweiten Weltkrieg und dessen verheerende Auswirkungen schon genug geschrieben worden ist, so kann man nicht behaupten, dass das Ausmaß der Wunden, die er hinterlassen hat, verstanden ist oder dass diese gar geheilt sind. Außerdem gibt es bei allen Völkern, die an ihm beteiligt waren, eine Tendenz, nur das eigene Leid und die eigenen Entbehrungen zu sehen – nicht aber die der anderen.
Besonders schwierig ist dieses Thema für Deutschland, da es als „Schuldiger“ natürlich offiziell bekennen musste, dass es vielen Völkern, vor allem den Juden und Russen, unendlich viel Gewalt angetan hat. Doch was hilft dieses Bekenntnis, wenn es von „innen“ aufgezwungen wird? Führt es zur Einsicht?
Aus diesem Grund ist es besonders zu begrüßen, wenn ein Autor wie Anatoli Markov, der von „außen“ kommt, in Deutschland über dieses Thema schreibt, ohne Schuld vorzuwerfen – allein mit dem Anliegen, den Völkern einen Weg des Friedens zu zeigen. In ihnen wird eine Vision von Frieden gezeichnet, in deren Mittelpunkt das Menschliche steht.
Dieses schildert er zum Beispiel aus der Sicht eines Apfelbaums, der über die Zeiten hinweg das Grauen des Krieges und die Stille des Friedens beobachtet. Oder aus der Sicht eines Kindes, das ungewolltes Kind eines deutschen Soldaten und einer russischen Mutter ist...
In Markovs Werk wird deutlich, wie verlogen alle „Feind- bilder“ sind, wie wenig sie mit dem Wesen der Menschen übereinstimmen. Eine solche Sichtweise geht unmittelbar aus der Erfahrung und dem Engagement des Autors hervor. Anatoli Markov ist nach Deutschland übergesiedelt, als er schon in der zweiten Lebenshälfte stand. Hier hat er instinktiv erfasst, dass es seine Aufgabe ist, als Russe das Leid des Krieges aus einer Sicht zu schildern, die die Ein- seitigkeiten der gewohnten Geschichtsbilder überwindet. Folgerichtig geht es ihm nicht um eine Verurteilung der Deutschen – seine vielfältigen Bemühungen um gegenseitigen Austausch mit ehemaligen Soldaten der Wehrmacht sind nur ein Zeichen für eine Haltung, die Ausdruck tiefer Menschlichkeit und Toleranz ist.
Diese vier Erzählungen, die nur einen kleinen Ausschnitt des Werkes von Markov darstellen, vermögen mehr als jede intellektuelle Analyse die Wahrheit des Geschehenen zu beleuchten. Sie sind der reichen russischen Kultur der Erinnerung erwachsen, und durch sie kann der deutsche Leser seine eigene Geschichte neu sehen lernen – nicht im grellen Licht der Anklage, sondern im sanften Licht des Verzeihens. Dr. Henrik Jäger, Universität Trier



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