Rezension zu: "Wenn Bolivar weinen könnte"
von Brigitte Leih
Datum hinzugefügt: Freitag, 21. Januar 2011
Georg Tebben, 1920 in Bremen geboren, hat als Kommandant eines U-Boots im 2. Weltkrieg mitgekämpft.
Nun lebt er schon seit Jahrzehnten im mexikanischen Urwald und seine Kriegsteilnahme hat ihm im Dorf den Spitznamen „Admiral“ eingebracht.
Georg (oder spanisch Jorge) liebt die sehr viel jüngere Dorfschönheit Juanita und hat einen gemeinsamen Sohn mit ihr.
Für den Urwald hat Georg nur die besten Absichten: er möchte ihn bewahren und schützen, vor Zerstörung und Ausbeutung, auch durch einheimische Geschäftemacher.
Eines Tages deutet Georgs mexikanische Haushälterin Luisa, in einer Mischung aus tiefer katholischer Frömmigkeit und dunklem Aberglauben, mehrere Zeichen als schlechtes Omen und sagt Unheil voraus.
Georg, als aufgeklärter und vernunftbegabter Mensch, belächelt die abergläubische Furcht Luisas und widerlegt ihre Weissagungen mit den Mitteln der Ratio und der Logik.
Dann aber geschieht ein Unglück nach dem anderen, bis es schließlich zur Katastrophe kommt…!
Bennholdt-Thomsen beeindruckt durch eine wunderbare, intuitive, bildgewaltige Sprache, die atmosphärisch das Wesen des Urwalds einfängt: schillernd, gewaltig, betörend, verschlingend.
Der Autor, der selbst viele Jahre in Mexiko lebte, und so die Lebens-, Denk- und Empfindungsweise der Menschen von innen heraus erkundete, zeichnet auf das Vortrefflichste seine Figuren und die sozialen Beziehungen innerhalb der Dorfgemeinschaft.
Bennholdt-Thomsens Buch regt zum Nachdenken an, stellt in Frage, bricht unsere westlich geprägten, rational-logischen Denkmuster auf.
Ein Roman, in dem sich eine profunde Lebenserfahrung kristallisiert. Ein echtes Kleinod in der Literaturlandschaft.
Erwähnt sei auch die schöne Umschlaggestaltung, ein Werk der Künstlerin und Malerin Karin Meinel, die auch eine langjährige, tiefe Beziehung mit Mexico verbindet.
Alles in allem ein wunderbares und wichtiges Buch, welches Sie unbedingt lesen sollten!
Bewertung: [5 von 5 Sternen!]