Rezension zu: "Ein Bild von dir"

von Anna Ulrich
Datum hinzugefügt: Freitag, 20. November 2015
Ein Bild von dir

Das französische Dorf St. Péronne ist im ersten Weltkrieg von den Deutschen besetzt. Hunger und Not in der französischen Bevölkerung führt zu einer grausamen Überlegenheit der Deutschen und einer vermeintlichen Unterlegenheit von den Geschwistern Sophie, Helene und Aurelien. Sophie ist verheiratet mit dem Maler Edouard, der als Soldat kämpft und von dem sie nur ein Gemälde das er von ihr gemalt hat und zwei Briefe besitzt.
Die Geschwister leben mit Helenes Kindern im ehemaligen Hotel der Familie, das von den deutschen Besetzern geplündert wurde und ihnen und nur noch das zum Überleben wichtigste. Sophie ist die stärkste Persönlichkeit und die perfekte Protagonistin. Sie steht für Durchhaltevermögen und Stärke, begegnet dem deutschen Kommandanten auf Augenhöhe und lässt sich nicht unterkriegen. Sie bangt um ihren geliebten Mann und verrennt sich in bis sie sich um ihren Mann in Sicherheit zu wähnen einem Trugschluss hingibt und ihre Geschwister und alle ein ganzes Dorf enttäuscht und geben sich aufbringt.

100 Jahre später trauert Liv seit vier Jahren um ihren Mann David, der ein angesehener Architekt war. Sie zieht sich aus dem gesellschaftlichen Leben immer mehr zurück und lebt mit dem Gemälde 'Jeune femme' Davids Hochzeitsgeschenk zum zweiten Hochzeitstag in dem von ihm geplanten Loft. Das Bild ist zu ihrem eigentlichen Zuhause geworden.
An Davids vierten Todestag begegnet sie Paul. Er scheint eine Wende in das triste Leben bringen zu können, überraschend lässt Liv ihn an sich heran, wenn auch ziemlich unkonventionell. Doch das Glück ist nicht von langer Dauer, denn Paul ist ein ehemaliger Polizist und auf der Suche nach dem Bild der "Jeune femme'.

Liv entschließt sich für das Gemälde zu kämpfen und setzt alles aufs Spiel. Sie verrennt sich ebenso wie Sophie - 100 Jahre vor ihr. Dennoch ist sie in erster Linie sich selbst ausgeliefert.

Sophie und Liv haben weit mehr Ähnlichkeit als sich vermuten lässt. Das Gemälde scheint ein unsichtbares Band zwischen den Frauen hinweg durch alle Zeiten geknüpft zu haben. Ich habe mit beiden gelitten und mich durch die schöne Erzählweise in ihre tiefsten seelischen Verstrickungen gesehen.

Das Thema Kunstraub geht uns alle an. Wer ist der rechtmäßige Besitzer von im Krieg verloren gegangener Kunst?

Ich konnte mich in die Geschichte versinken lassen und liebte den Geruch von frischem Baguette und Schwarzbrot und den Geschmack von zu viel Wein.... trunken vor Mitgefühl freue ich mich auf das nächste Buch von Mojo Moyers.

Ich empfehle das Buch von Herzen,

Anna Ulrich

Bewertung: 5 von 5 Sternen! [5 von 5 Sternen!]