Von Wahrheit und Wahrhaftigkeit

Von Grün, Anselm

Gütersloher Verlagshaus, 2009. 121 S. 21 cm, Gebunden

ISBN: 978-3-579-06494-9

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Auf der Suche nach Treue und Verlässlichkeit
In einer Welt, in der die Wahrheit immer mehr verdreht wird, sehnen wir uns nach Menschen, deren Wort noch etwas gilt. Wir erleben, dass die Wahrheit manipuliert wird, sie nur eine Frage der Auslegung und der Interessen zu sein scheint. So ist das Vertrauen in die Wahrheit verloren gegangen.
Wahrheit und Wahrhaftigkeit sind in der christlichen Tradition zwei wichtige Werte und Haltungen. Diesen spürt Anselm Grün in seinem neuen Buch nach und ermutigt seine Leserinnen und Leser, ihren Wert für unseren modernen Alltag wiederzuentdecken. Wenn wir eine klare und glaubwürdige Sprache sprechen, ist dies die Grundlage für ein gelingendes, vertrauensvolles Miteinander.

In einer Welt, in der die Wahrheit immer mehr verdreht wird, sehnen wir uns nach Menschen, die für die Wahrheit Zeugnis ablegen und deren Worte mit ihrer eigenen Wirklichkeit übereinstimmen. Wir erleben in unserer Welt, dass die Wahrheit manipuliert wird. Da werden von der Politik und vom Gericht Gutachten angefordert. Aber je nachdem, wer dieses Gutachten und in welchem Auftrag er es erstellt, so fällt es aus. Die Wahrheit scheint nur eine Frage der Auslegung zu sein und der Interessen. Wer Interesse an der oder jener Wahrheit hat, der setzt alle Hebel in Bewegung, die Wahrheit in seinem Sinn zurecht zu biegen. Wenn wir die Medien aufschlagen, so wissen wir nicht, ob die Zeitung objektiv berichtet oder ob sie nur eine Sensationsgeschichte braucht, um mehr Leser auf sich aufmerksam zu machen und so die Auflage der Zeitung zu steigern. So ist das Vertrauen in die Wahrheit fundamental verloren gegangen. Die skeptische Frage des Pilatus drängt sich auch uns auf: "Was ist Wahrheit?" Wem sollen wir trauen: den Politikern, den Medien, den Leuten am Stammtisch? Biegt nicht jeder die Wahrheit für sich zurecht? Meint nicht jeder, er sei im Besitz der Wahrheit, er sehe die Dinge richtig?
Gerade weil wir die Beliebigkeit der Wahrheit schmerzlich erleben, sehnen wir uns nach Wahrheit und Wahrhaftigkeit. Wir sehnen uns danach, dass das, was die Medien berichten, wahr ist, dass es mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Und wir sehnen uns danach, dass Menschen wahrhaftig sind, dass sie ihre Lügen nicht erst dann zugeben, wenn sie vom Gericht der Lüge überführt werden. Wir sehnen uns danach, dass die Wahrheit ohne Absicht offenbar wird. Und wir sehnen uns nach Verlässlichkeit in unseren Beziehungen. Wir leiden darunter, dass uns in einer Beziehung oder einer Freundschaft Liebe vorgetäuscht wird. Wie sollen wir unterscheiden zwischen echter und wahrhaftiger Liebe und der Liebe, die nur etwas will, die uns benutzt und missbraucht? Menschen lächeln uns freundlich an. Aber wir wissen oft nicht, ob wir dieser Freundlichkeit trauen dürfen oder ob sie nur eingesetzt wird, um uns für ihre Absichten einzuspannen. In einer Welt unsicherer Beziehungen und freundlicher Fassaden sehnen wir uns nach Wahrheit und Wahrhaftigkeit.
Wir regen uns darüber auf, dass in vielen Ländern Korruption herrscht. Die Wahrheit wird verdreht. Nach außen täuscht man saubere Geschäfte vor. In Wirklichkeit wird hintenherum mit viel Geld geschmiert. Inzwischen erleben wir, dass auch in unseren Land die Korruption ihre Blüten treibt. Wir sind misstrauisch geworden, ob es in der Wirtschaft überhaupt immer mit rechten Dingen zugeht, oder ob hinter den Kulissen nicht doch unehrliche Geschäfte getrieben werden. Auf wen können wir uns noch verlassen? Welchen Aussagen, welchen Menschen können wir noch trauen? Wir sehnen uns nach verlässlichen Menschen, nach authentischen Vorbildern, von denen wir nicht irgendwann in der Zeitung lesen, dass sie doppelgleisig gelebt haben.
Als ich mich durch die verschiedenen Wahrheitstheorien, wie sie in der Philosophie und Theologie verkündet werden, durchgearbeitet habe, war ich ratlos. Solch komplizierte Gedankengänge kann ich meinen Lesern kaum zumuten. Und manchmal verstehe ich sie selber nicht. So verzichte ich darauf, die Wahrheitsbegriffe darzulegen, wie sie die verschiedenen Philosophen beschrieben haben, angefangen von Platon über Aristoteles, Augustinus, Anselm von Canterbury und Thomas von Aquin und schließlich zu Kant, Hegel, Nietzsche und Karl Marx. Aber beim Lesen der philosophischen Gedankengänge wurde mir auch bewusst, dass hinter jeder Darlegung ja eine Erfahrung steckt. Ich fragte mich, welche Erfahrungen die Philosophen mit der Wahrheit gemacht haben. Wenn ich mit der Frage nach der Erfahrung an die philosophischen Schriften herangehe, dann werden diese durchaus interessant. Dann berühren sie mich. In diesem Sinn möchte ich daher doch einige Einsichten der Philosophie und der Theologie ansprechen. Mi

Autor/in:

Grün, Anselm

P. Dr. theol. Anselm Grün OSB wurde am 14. Januar 1945 im fränkischen Junkershausen geboren. Seine Kindheit verbrachte er in München. Im Elektrogeschäft seiner Eltern verkaufte er dort bereits als kleiner Junge Glühbirnen und Taschenlampen. 

Mit 19 Jahren wurde er Benediktinermönch in der Abtei Münsterschwarzach bei Würzburg. Dort lernte Pater Anselm die Kunst der Menschenführung aus der Regel Benedikts von Nursia kennen und entdeckte bereits in den 70er Jahren die Tradition der alten Mönchsväter wieder, deren Bedeutung er besonders in Verbindung mit der modernen Psychologie sieht. 

Seit 1977 ist er, nach seinem Studium der Philosophie, Theologie und Betriebswirtschaft, der wirtschaftliche Leiter (Cellerar) der Abtei Münsterschwarzach und war damit bis zum Jahr 2013 für rund 300 Mitarbeiter in über 20 Betrieben verantwortlich. 
 
In zahlreichen Kursen und Vorträgen geht er auf die Nöte und Fragen der Menschen ein. So ist er zum spirituellen Berater und geistlichen Begleiter von vielen Managern geworden und gehört zu den meistgelesenen christlichen Autoren der Gegenwart. 



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