Das Seerosen-Prinzip

Wie uns die Gier ruiniert

Von Goeudevert, Daniel

DuMont Literatur und Kunst, 2008. 254 S. 21,5 cm, Gebunden

ISBN: 3832180761

19,90 €

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Massenentlassungen, Korruptionsskandale, Finanzkrisen und eine immer größere Kluft zwischen Arm und Reich haben das Vertrauen in die Führungskräfte der Wirtschaft stark erschüttert. Daniel Goeudevert, viele Jahre Spitzenmanager in der Automobilindustrie, wirft einen Blick hinter die polierten Fassaden der Geschäftswelt. Dabei entlarvt er unsere Vorstellung von einer rein rational agierenden Ökonomie als gefährliche Illusion. Er zeigt, dass uns die alles beherrschende Wirtschaft unserer Lebensgrundlagen beraubt, wenn sie weiterwuchern darf wie bisher. Eine unserer wichtigsten Ressourcen steht auf dem Spiel: das Vertrauen. Und nur verantwortliches Handeln kann jenes Vertrauen schaffen, auf das nicht nur die Gesellschaft, sondern auch der Markt dringend angewiesen ist.
"Die Seerose ist für mich das passende Bild für das Agieren eines Großteils unseres Managements. Der "krautige Oberflächenwucherer" gilt als Meister der Selbstinszenierung, weil alle Voraussetzungen seiner Schönheit unter Wasser verborgen bleiben. Doch die Idylle ist trügerisch. Sowohl die Seerosen als auch viele Manager sind "Starkzehrer". Sie tendieren dazu, ihrem Untergrund so viele Nährstoffe zu entziehen, dass sie ihren eigenen Lebensraum zu zerstören drohen." (Daniel Goeudevert)

"Die gemeine Seerose (Nymphaea maligna comunalis) ist eine erdachte Unterart aus der Familie der Seerosengewächse (Nymphaeaceae), ein mehrjähriger, krautiger Oberflächenwucherer, der in modernen, schnelllebigen Gesellschaften immer größere Verbreitung findet. Zum einen gilt die Seerose als Meister der Selbstinszenierung, weil alle Voraussetzungen ihrer Schönheit unter Wasser verborgen bleiben. Zum anderen enthalten ihre Blüten eine berauschende Substanz namens Nuciferin, nach deren angstlösender, antiseptischer, beruhigender und stimmungsaufhellender Wirkung der Bedarf ebenso steigt wie nach einer aus getrockneten Seerosensamen hergestellten Seife, die wegen ihrer schuldabwaschenden Reinigungskraft vor allem bei Managern, Bankern und Politikern sehr begehrt ist.
Von der Antike bis zur Neuzeit galt die Seerose als Symbol für Unschuld, Reinheit und Keuschheit; die triebdrosselnde Wirkung der Seerosensamen half Mönchen und Nonnen, ihr Keuschheitsgelübde einzuhalten. Allerdings gab es auch weltliche Mahner, die in der Pflanze einen"Vernichter der Liebe"sahen. Und auch die moderne Wertschätzung der Seerose als Vorbild der Selbstdarstellung bleibt ambivalent. Ihre wohlriechenden Blüten mit den spiralförmig angeordneten Kronblättern decken zwar einen wunderschönen Mantel des Vergessens über alles Darunterliegende - über Grund und Tiefe, Motive und Absichten; Botaniker weisen aber zu Recht darauf hin, dass die Seerose ein Starkzehrer ist und ihrem Untergrund so viel Nährstoffe entzieht, dass sie ihren eigenen Lebensraum zu zerstören droht.



DIE WETTERWETTE. EIN VORWORT

Viel Zeit wird gewonnen,
wenn man ein Problem zu Ende denkt.
Alfred Herrhausen

Anfang Mai in der Provence. Vorsommer. Licht und Wärme. Die milde, würzige Luft schmeichelt allen Poren. Blühende Landschaften entfachen ein Fest aus Farben und Düften und machen den Winter vergessen. Es ist, als ob plötzlich alles zurück ins Leben drängt. Eine kleine Orgie des Seins.
Wann immer ich es einrichten kann, verbringe ich den Mai in der Provence. Das ist für mich die schönste Zeit in Südfrankreich. Oder sollte ich inzwischen die Vergangenheitsform wählen?"Das war dort einmal die schönste Zeit!"Denn in diesem wie schon im vergangenen Jahr war alles ganz anders. Über Wochen wurde das südwestliche Europa von einer nicht endenden Kette atlantischer Tiefausläufer heimgesucht. Es war nass und es war kalt. Von Vorsommer, milder Luft und blühenden Landschaften keine Spur - während der Norden und Osten des Kontinents über ungewöhnliche Trockenheit klagten und einen Hitzerekord nach dem nächsten vermeldeten.
Das Wetter. Ein unerschöpfliches Thema. Tatsächlich bin ich gar nicht sicher, ob ich nicht auch früher schon ähnlich verregnete Maitage in der Provence erlebt habe. Gut möglich. Erinnerung neigt zu Retuschen. Dem letzt- und dem diesjährigen Mai allerdings haftete dennoch etwas Endgültiges an. Mit der Verlässlichkeit stabiler Wetterlagen scheint es vorbei zu sein. Wir befinden uns mitten im Klimawandel.
Höchstwahrscheinlich. Der eine oder andere Experte pflegt ja bekanntlich weiterhin seine wissenschaftlichen Zweifel, ob Erderwärmung und Wetterextreme wirklich durch menschlichen Einfluss verursacht sind. Das Klima sei viel zu komplex und ließe sich nicht auf einfache Kausalitäten reduzieren. Zwar gebe es eine augenfällige Korrelation zwischen der Kohlendioxid-Anreicherung in der Atmosphäre und steigenden Temperaturen..."



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