Marock'n'Roll

Beatgedichte

Von Hübsch, Hadayatullah

gONZo-verlag, 2010. 64 S. 24 x 17cm, m. Illustr. v. Sonja Hahn, Christine Röchs u. Paula Kemp 24 cm, Kartoniert

ISBN: 978-3-9812237-5-0

17,00 €

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Im Frühjahr 1969 fuhren meine Freundin Heidi und ich nach Marrakesch. Ich hatte meine psychische Gesundheit durch zu viel LSD ziemlich ruiniert und hoffte, in Marokko Frieden zu finden und mich zu regenerieren. Von dieser Reise handeln diese Gedichte.

"Offenbarung
Die fetten Schlangen drangen aus mir,
Wanden sich um mich, feist, böse,'Keine Angst mehr', rief ich und zog
Mir das Hemd aus, aber den Schlangen
Machte das nichts aus, sie wucherten
Weiter, ich rief erneut etwas, vielleicht 'Seine Verzweiflung mehr', oder so,
Es nutzte nichts, ich zog mir die Hose
Aus, Heidi starrte geradeaus, der
Trip, den ich am Morgen in Chechaouen
Geschmissen hatte, wurde immer stärker,
Bis ich es nicht mehr aushielt,'Halt das Auto an', schrie ich, Heidi
Fuhr stur geradeaus, 'Halt an!', brüllte
Ich, und dann gab sie nach, vielleicht
Hatte ich ins Lenkrad gegriffen,
Ich riss den Wagenschlag auf, riss mir
Die letzten Fetzen Stoff vom Leib,
Nur das Rosenkreuz, die Kette mit dem
Bild des Gekreuzigten, behielt ich an,
Und dann rannte ich davon,
Hinein in die Steppe, egal wohin,
Nur weg, nur weg, irgendwann drehte
Ich mich um, als Heidi in der Ferne schrie, 'Ich liebe Dich', und dann kam eine Kraft über mich, ich fand mich wie fest-
Gewurzelt, mein Kopf wand sich, bis
Ich in den strahlend, friedlich blauen Himmel schaute, und plötzlich brachen
Aus meinem Herzen Worte, ein Gebet:"Oh Allah, bitte reinige mich!",
Rief ich in den Himmel, und siehe, ich
Wurde besänftigt, eine Ruhe kam über
Mich, jenseits eines Hügels erklang
Eine Flötenstimme, und ich trottete den
Langen Weg zurück zum Opel Blitz,
Und Heidi ließ den Wagen an, ich zog
Mir meine Kleider wieder über,
Und wortlos fuhren wir nach Marrakesch ..."

Autor/in:

Der bis zu seinem Tod in Frankfurt a.M. lebende Hadayatullah Hübsch wurde 1946 in Chemnitz geboren. Er war umtriebiger Bestandteil der (fälschlicher Weise) so genannten 68er-Bewegung. Als Vielschreiber veröffentlichte er unzählige Bücher, Essays und Artikel, darunter einiges, was unter dem Label „Beat-Literatur“ zu verbuchen ist. Vor allem diese Texte sind geprägt von Sprachspiel und -rhythmus (die man in dieser Form – mit Verlaub – selten bei deutschen Lyrikern findet).
 
Es wäre aber zu kurz gegriffen, Hadayatullah Hübsch auf ein Dasein als deutschen King of Beat zu reduzieren. Bereits 1969 der Glaubensgemeinschaft Ahmadiyya Muslim Jamaat beigetreten, befasste er sich in seinen Büchern und Artikeln auch stets mit dem Islam. „Muslima. Zur Position der Frauen im Islam“, „Die Kosmologie des Islam“ oder „Fanatische Krieger im Namen Allahs. Die Wurzeln des islamistischen Terrors“ – um nur wenige Titel zum Thema zu nennen.
 
Hadayatullah Hübsch veröffentlichte seine Aufsätze und Erzählungen zu den verschiedensten Themen in prominenten Tageszeitungen wie der taz, Die Welt oder der Süddeutschen Zeitung und arbeitete acht Jahre für die FAZ sowie als Reporter und Feature-Autor für den Jugendfunk des hr. Zu seinen Veröffentlichungen zählen Hörspiele, ungezählte Beiträge in Zeitschriften und Anthologien, mehr als 100 Printpublikationen, diverse CDs – und zwei Lyrikbände, die im gONZoverlag erschienen sind.
 
Hadayatullah Hübsch starb am 4. Januar 2011 völlig unerwartet.



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