Ich hoff, die Menschheit schafft es

Peter Hacks - Leben und Werk

Von Trilse-Finkelstein, Jochanan

Araki, 2015, 650 Seiten, gebunden

ISBN: 978-3-936149-19-7

48,00 €

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Eine Literatenbiografie. Doch diese ist anders als die üblichen von Künstlern, Politikern, Wissenschaftlern. Die klassische Biografie erzählt das Leben mit allen Ereignissen, bei Künstlern auch mit ihren Werken. Ein solches Beispiel hat der Autor mit dem „Gelebten Widerspruch. Eine Biografie des Heinrich Heine“ geliefert. Heines Leben war überaus ereignisreich wie das von Thomas Mann, Brecht, Hemingway ... Da gibt es bei jedem viel zu erzählen. 

Bei Peter Hacks liegt die Sache anders. Als Jochanan Trilse-Finkelstein zur Vorbereitung seines ersten Buches, das eine Biografie werden sollte, mehrere Gespräche mit ihm führte und auch um Briefe bat, entgegnete der: „Mein Leben
ist nicht sehr ereignisreich und für einen Biografen nicht sehr interessant. Befragen Sie mein Werk!“ Briefe gab er nicht heraus, nur einige Auszüge und Literaturhinweise. So erschien „Das Werk des Peter Hacks“ 1980 als Werkmonografie und hatte vier Auflagen, eine davon im westlichen deutschen Sprachraum, BRD, Schweiz und Österreich.
Beim aktuellen Werk war die Ausgangsposition besser: ein abgeschlossenes Lebenswerk und mehr als 1000 Briefe. Doch die Grundsituation hatte sich nicht wesentlich verändert. Seine Briefe geben wenig her für sein Leben, umso mehr für sein Werk. Es ist ein an Äußerlichem armes Leben: Geboren im damaligen Breslau, eine eigentümliche, nur für ihn passende Form von Widerstand gegen das NS-Regime, eher ein Ausweichen, eine Flucht nach Wuppertal, dort Schulbesuch, von da nach München zum Studium; außer seiner Promotion hatte er keine weiteren Abschlüsse,
nie einen festen Beruf gelernt oder in einer festen Stelle gearbeitet, was von fast keinem anderen Schriftsteller von Rang zu sagen ist. In München erste Publikationen und Aufführungen, 1955 Übersiedlung nach Berlin, seinem Wohnort bis zum Tode 2003, also ein halbes Jahrhundert. In den Sechziger Jahren Kauf eines Landhauses bei Groß-Machnow, einmal verheiratet, 3 Geliebte (Hagen, Belicke, Gregorek, für Letztere schrieb er 2 Titelrollen: die Stein und Hrotsvith von Gandersheim). All das wird beschrieben. Einige von Peter Hacks selbst nicht beschriebene Reisen im In- und Ausland, meist, um Aufführungen seiner Stücke wahrzunehmen. Das ist vom äußeren Leben schon alles, weiter geschah nichts.
Ausgenommen: das Werk. Über 40 Dramen und Stücke in 7 Bänden, 400 Gedichte, 3 Bände philosophische und ästhetische Texte, Gedichte, Dramen, Märchen und Romane für Kinder in 3 Bänden, alles das vereinigt in der Ausgabe „Werke“ in 15 Bänden, dazu etliche Einzelausgaben. Was für ein Werk!
Es gibt wenig Material, kaum Briefe zu seinen Liebesbeziehungen. Hacks war sehr diskret. Zum Glück sind zahlreiche Briefe seiner Männer-Freundschaften und Kollegen erhalten, und die wurden ausführlich ausgewertet. So zum Beispiel an Christoph Hein, Heinar Kipphardt, Rainer Kirsch, Alfredo Bauer und vor allem André Müller sen., mit
dem er den intensivsten Briefwechsel unterhielt.
Diese Biografie unterscheidet sich wesentlich von der alten Werkmonografie: Die bisher unbekannten Briefe geben einen größeren Einblick in Hacks‘ faszinierendes geistig-tätiges Leben.
Das Buch wird wie folgt gegliedert sein: Teil I - Das Leben; Teil II - Das Werk mit den Kapiteln Der Theoretiker, Der Lyriker, Der Kinderbuchautor, Die Erzählungen, Der Dramatiker.
Peter Hacks ist - nach J. R. Becher, B. Brecht, Bredel, Seghers, Weinert, den Exil-Autoren - ein echter Linker, ein intellektuell-kommunistischer Denker im Sinne von Humanität und Solidarität, ohne Parteidruck. In Hacks‘ Lebensentscheidungen wird dies deutlich: der Umzug von West nach Ost und die Trauer nach 1989/90.
„Ein politischer Dichter macht einen politischen Effekt. Der politische Effekt ist ein unlösbarer Bestandteil des artistischen Effekts. (...) Der politische Effekt tritt nur ein, wenn die Momente des Kunstwerkes anwendbar gemacht sind auf politische
Momente der jeweiligen Gegenwart.“ So Peter Hacks einst. So unser Anliegen mit seiner Biografie heute.
Der Titel ist durchaus programmatisch, auch für den Biografen: „Ich hoff, die Menschheit schafft es“.
Je ein Personen-, Orts- und Werkregister sowie ein Aufführungsverzeichnis ermöglichen ein zielgerichtetes Lesen und Arbeiten mit dem Buch.



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