Das Auschwitz Album

Die Geschichte eines Transports

Von Gutman, Israel

Wallstein, 2015, 2. überarb. Aufl. 273 S. m. 250 z. Tl. zweifarb. Fotos. 30,5 cm

ISBN: 978-3-89244-911-9

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Israel Gutman und Bella Gutterman

Das Auschwitz-Album ist ein einzigartiges Dokument. Es zeigt aus der Perspektive der Täter einen einzigen Tag eines im Mai 1944 in Auschwitz angekommenen Transports ungarischer Juden.
Systematisch fotografiert ein SS-Mann die Menschen und hält alle Stationen dieses Tages von der Ankunft über die Selektion bis hin zum Warten vor den Gaskammern emotionslos fest. Diese Aufnahmen stellt er dann zu einem Album zusammen. Neben den Bildern in diesem Album existieren nur ganz wenige - heimlich gemachte - Fotos aus Auschwitz aus den Kriegsjahren.

Für Walter Benjamin verkörperte er, »was die Deutschen lasen, während ihre Klassiker schrieben«: Christian Heinrich Spieß fesselte als Erfolgsschriftsteller tatsächlich ein großes Publikum mit pikanten Erzählungen über die Triebnatur des Menschen. Seine »Biographien der Wahnsinnigen« sind dank einer Neuauswahl heute noch verfügbar, die »Biographien der Selbstmörder« (1785-1789) hingegen in Bibliotheken nur selten zu finden. Diese zwischen Dokumentation und Fiktion changierenden Fallgeschichten leisten über ihren Unterhaltungswert hinaus einen wichtigen Beitrag zur Anthropologie der Aufklärung. Sie zeigen, daß Werther kein Einzelfall blieb, Suizid vielmehr zum brennenden Modethema des melancholischen Zeitalters wurde: Theologen, Philosophen, Mediziner, Kriminalpsychologen, Historiker, Juristen und eben Literaten wandten sich diesem uralten Tabu im Zeichen der Säkularisation intensiv zu. Auch Karl Philipp Moritz baute für seine programmatische Erfahrungsseelenkunde auf die »Geschichte der Missethäter und der Selbstmörder« als vorzüglichsten Stoff. Spieß liefert dafür beäng-stigende und rührende Beispiele, die seinen Lesern unerwartete Einblicke in die sozialen und psychologischen Motive von Suizidenten gewähren: Liebe, Ehrgeiz, Armut, Wollust, Schwermut, Todesangst lauten die Rubriken der Sammlung. Unaufdringlich und geschickt fügt Spieß so seine moraldidaktischen Absichten in ein unterhaltsames Genre ein, das im Gegensatz zu zahlreichen Abhandlungen über Selbstmord das große Publikum wirklich erreichte und aufklärte.



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