Das Attentat

Kritik der paranoischen Vernunft

Von Schneider, Wolfgang

Matthes & Seitz Berlin, 2010. 384 S. m. Abb., Gebunden

ISBN: 978-3-88221-537-3

39,90 €

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Das Attentat ist eine im politischen und gesellschaftlichen Alltag allgegenwärtige Möglichkeit: Politiker, Stars, Prominente schützen sich mit immer rigideren Sicherheitssystemen und immer mehr Bodygards gegen eine wachsende Bedrohung. Manfred Schneider geht in seinem faszinierenden Buch der Geschichte,
dem Wesen und Folgen des Attentats auf den Grund. An einer Vielzahl von Beispielen, von Brutus Cäsarenmord, über die Ermordung Marats, bis zu den Attentaten auf John F. Kennedy oder
John Lennon, skizziert er die psychologische Struktur des Attentäters, dessen Tat immer für die Öffentlichkeit bestimmt ist. Sein Ziel ist es, im Auge der Welt zu erscheinen. Doch es gibt auch eine Geschichte der Interpretationen: Fragen nach den Gründen, den Verschwörern und den Wirkungen auf die Geschichte.
Schneider zeigt, dass sich der Wahnsinn der Täter als Wahnsinn der Interpreten wiederholt und im Wahnsinn einer Hochsicherheitsgesellschaft mündet.

Das Attentat istder auf einen Augenblick gerechnete Einzelgängerkrieg der Ohnmacht. Dagegen gehört der politische Mord, wie die ältesten Zeugnisse belegen, zum Spiel der Macht selbst. Der Herrscher, den allein Waffen tragen, ist stets einer, der mehrere Rivalen überlebt hat. Seit der Antike arbeitet daher die Politik daran, die Politiker zu entwaffnen. Wie aber lässt sich die Macht hegen? Trotz aller Versuche, die politische Macht zu läutern, sie zu zerstreuen und zu kontrollieren, trotz Gewaltenteilung, trotz wachsamer Öffentlichkeit, trotz ausufernder Beobachtung der Mächtigen durch die öffentlichen Medien herrscht immer noch die populäre Vorstellung, dass eher charakterlose, eigennützige, korrupte Leute die politische Klasse bilden. Paradoxerweise erscheint das Attentat als Bedrohung der Politik gerade von dem geschichtlichen
Zeitpunkt an, da moderne Verfassungen in Europa und in den USA den einst Ohnmächtigen selbst immer mehr Anteile an der Macht zugestanden. Das Attentat ist der Dämon der liberalen Weltverbesserung. Es ist ein ungewolltes Nebenprodukt, ein Übel der Befriedung, mit der die modernen Institutionen die politische Macht zu dressieren suchen.



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