Nur im Weltall ist es wirklich still

Vom Lärm und die Sehnsucht nach Stille

Von Geisel, Sieglinde

Galiani, Berlin, 2. Aufl. 2010. 176 S. 190 mm, Gebunden

ISBN: 978-3-86971-015-0

16,99 €

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Das Lese- und Trostbuch für Lärmgeplagte "Weil er sich durch Lärm belästigt fühlte, hat ein 52-Jähriger seinen 69 Jahre alten Nachbarn erschlagen. Anschließend zerstückelte er die Leiche und versteckte sie im Wald." Zeitungsmeldung.
Wer kennt ihn nicht, den Ärger mit den lauten Nachbarn, der vielbefahrenen Straße und dem Geschrei der Nachtigallen. Schopenhauer, Proust und Kaf ka klagten über Lärm, Carlyle ließ sich ein schallisoliertes Studierzimmer errichten, bei Kant landete ein zu lauter Hahn im Suppentopf. Doch freilich: Nichts ist persönlicher als die Geräuschempfindung. Was für den einen schön ist, ist für den anderen Tortur. Angeblich kommt eine medizinische Studie zu dem Schluss, dass bei einem Umgebungslärm von 65 Dezibel das Herzinfarktrisiko um über 30 % höher ist als bei 60 Dezibel - allerdings nur bei Männern, bei Frauen nicht. Warum das so ist, weiß niemand. Lärm muss nicht laut sein - auch ein tickender Wecker oder ein tropfender Wasserhahn können einen in den Wahnsinn treiben, während das ohrenbetäubende Brüllen eines Gebirgsbachs als natürlich und damit schön empfunden wird. Nur wer mit Geräuschen umzugehen weiß, kann sie ertragen.
Damit es niemandem so gehen muss wie dem 52-Jährigen aus der Zeitungsmeldung, hat Sieglinde Geisel dieses grundlegende und dabei höchst unterhaltsame Geräuschbuch geschrieben, in dem das Verhältnis des Menschen zur Akustik seiner Umwelt über die letzten 2000 Jahre hinweg betrachtet wird. Zahlreiche Ohrenzeugen von Horaz über Lichtenberg, Schopenhauer, Kurt Tucholsky bis John Cage und Hans Magnus Enzensberger kommen zu Wort. Sieglinde Geisel beschreibt auch, was die Menschheit mit und gegen Lärm so alles tut: von der turbulenten Geschichte der Anti- Lärm-Vereine und der Anti-Lärm-Gesetze bis zu dem Paradox, dass die Welt immer lauter wird, weil immer mehr in ihren Autos aus den Städten in die Stille fliehen.

Sieglinde Geisel, geboren 1965 in der Schweiz, studierte in Zurich und Berlin Germanistik und Theologie. Anfang der neunziger Jahre reiste sie für eine Reihe von Städteporträts viel in Osteuropa, verbrachte ein halbes Jahr in Lublin (Polen) und war von 1994 bis 1998 Kulturkorrespondentin der "Neuen Zürcher Zeitung" in New York. Im Jahr 1999 kehrte sie nach Berlin zurück, wo sie für die NZZ über das kulturelle Leben in der deutschen Hauptstadt berichtet.



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