Sprach-Kritik

Sprach- und kulturtheoretische Reflexionen im deutsch-jüdischen Kontext

Von Hartung, Gerald

Velbrück, 1. Aufl. 2012. 240 S. 222 mm, Gebunden

ISBN: 978-3-942393-31-7

25,90 €

Diesen Artikel liefern wir innerhalb Deutschlands versandkostenfrei. Preis incl. MwSt.

Zum Wunschzettel hinzufügen


In diesem Buch geht es um die Freilegung einer fast vergessenen Tradition der Sprach- und Kulturtheorie, die sich von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts erstreckt. Ihr Grundgedanke ist die Suche nach dem Sinn von Humanität, die Einsicht in die radikale Individualität menschlicher Lebensformen und die Forderung nach Anerkennung ihrer prinzipiellen Verschiedenheit.

Der Leitfaden des Buches ist die Darstellung einer sprachphilosophischen Denkrichtung, die das alte Rätsel vom Ursprung der Sprache in die "Natur des Menschen" verlegt. Deutlich wird dabei, was immer schon implizit war: Jede Sprachtheorie enthält eine anthropologische These. In den sprachphilosophischen Reflexionen deutsch-jüdischer Denker von Heymann Steinthal und Moritz Lazarus bis zu Ernst Cassirer und Ludwig Wittgenstein wird über die Konsequenzen einer Theorie der Sprache nachgedacht, die ihre anthropologischen und kulturtheoretischen Implikationen mitbedenkt.

Unmissverständlich stellen sie klar, dass die Gefahr einer idealistischen Verfehlung des Menschen droht, wenn die Sprache nicht auch an die körperliche, materiale Seite des Lebens geknüpft wird. Andererseits besteht die Gefahr einer naturalistischen Verfehlung der Komplexität des Phänomens Sprache, wenn die Möglichkeit einer schöpferischen, spontanen Expressivität nicht zumindest erwogen wird. In der Debatte über die Sprache, die im deutsch-jüdischen Kontext geführt wird, steht die Frage nach der "Natur des Menschen" auf dem Spiel. Im Zeitalter der Ideologien, das auch in die Abgründe der Entmenschlichung geschaut hat, ist die Genese einer Theorie des Menschen und seiner kulturellen Formen, die auf die Aspekte radikaler Individualität und Pluralität setzt, auch ein Politikum. Und angesichts einer heute wieder interessierenden Verkürzung der Frage nach dem Menschen, die sich auf die Grundlagenforschung in den verschiedenen Fachrichtungen der Biologie verlässt, zeichnen sich die in diesem Buch vorgestellten sprach- und kulturtheoretischen Reflexionen durch kritisches Potential und Aktualität aus.

Vorwort
Einleitung Das Ereignis der Sprache
Kapitel 1 Von der Sprache als einem Ereigniss Heymann Steinthal
Kapitel 2 Der Ursprung der Sprache aus fast Nichts Lazarus Geiger
Kapitel 3 Der Geist der Sprache Moritz Lazarus
Kapitel 4 Der Friede des Humors Hermann Cohen
Kapitel 5 Über den Tact als Form der Geselligkeit Georg Simmel
Kapitel 6 An den Grenzen der Sprach-Kritik Fritz Mauthner
Kapitel 7 Von der Sprachkritik zu einer Kritik der Kultur Ernst Cassirer
Schluss Sprache, Kultur und Identität

 

Autor/in:

Gerald Hartung (Dr. phil. habil.) lehrt Philosophie an der Universität Leipzig. Seine Forschungsschwerpunkte sind Kulturphilosophie und politische Philosophie.



Es liegen noch keine Bewertungen vor.
Schreiben Sie die erste!