Spiel-Zeuge

Hommage an das Spiel

Von Vinzens, Albert

DRACHEN; THINKOYA, 2015. 160 S. 227 mm, Geheftet

ISBN: 978-3-927369-94-8

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Kaum ein Begriff wird so häufig missverstanden und missbraucht wie das "Spiel". Wir sind umgeben von Computerspielen, Spielbanken, Wettspielen und Spielzeugen jeglicher Art. Und doch hat all dies nichts mit Spiel im eigentlichen Sinn zu tun. Mit dem inflationären Gebrauch des Spiels geht der Verlust unserer Spielfähigkeit einher, argumentiert der Philosoph, Hochschullehrer und ehemalige Extrembergsteiger Albert Vinzens in seinem poetischen und sehr persönlichen Essay. Das freie, absichtslose, aber keineswegs beliebige Spiel ist eine Grundkraft der menschlichen und auch der mehr-als-menschlichen Natur: Nur im Spiel zeigt sich die Welt. Verlieren wir unsere Spielfähigkeit, verlieren wir unsere gemeinsame Muttersprache. Durch seine Praxis als lebenslang Spielender und durch den gedanklichen Ausschluss dessen, was nicht Spiel ist, nähert sich der Autor diesem ursprünglichen Phänomen: Spiel ist Weltverbundenheit, Spiel ist Mehrwert des Lebens, Spiel ist Extremerfahrung, Spiel ist Freiheit, Spiel ist ...

Vielleicht falle ich irgendwann auf als einer von diesen selten gewordenen und immer seltener werdenden Menschen, die in ihrer Kindheit noch gespielt haben, zeitlos und zweckfrei und so sehr gespielt haben, dass alles andere um sie herum unter der Erinnerung an das Spielen verblasst und von zeitloser Wärme durchdrungen ist. Ich zähle mich zu denen, die den ursprünglichen, an der Ferse eines Kindes haftenden Spieltrieb auch als Erwachsene wie den Geruch von etwas Besonderem an sich tragen, wie andere ihr Sakko oder eine farbenfrohe Krawatte. Nennen Sie es den Stallgeruch der gesicherten Existenz, einen einzigartigen Duft von Lebendigkeit. Weil ich als Kind gespielt habe, vermag ich als Erwachsener den kindlichen Spieltrieb zu erhalten, auch wenn ich ihn in andere Fähigkeiten umzugestalten hatte. Wer das, was mit Umgestaltung gemeint ist, verstehen will, sollte den langen, mäandernden Weg durch das eigene Leben zurückgehen, damit er an sich erfährt, wie er in den ersten Jahren seines Lebens mit den Dingen der Welt umgegangen ist, mit Gegenständen, mit Raum und Zeit, Wärme, Licht, Farben.
Spiel ist die Beziehung zwischen einem Kind und einem Wesen, das auf irrationale Weise in diesen kleinen Menschen vernarrt ist, sei es ein Gegenstand, eine Hecke, ein Mensch, ein Adler oder eine Gemsenfamilie, sei es eine Landschaft oder das Universum. Spiel ist ein ansteckendes Fieber. Vielleicht werde ich beim Jüngsten Gericht nur dieses eine gefragt: Wo hast du in deinem Leben gespielt?

Autor/in:

Albert Vinzens, Jahrgang 1959, wurde in Chur geboren. In Zürich, München und Basel studierte er Philosophie, Geschichte und Psychologie und promovierte über Nietzsche. In jungen Jahren als Extrembergsteiger unterwegs, ist er mit außerordentlichen Lebenslagen vertraut. Vinzens ist Dozent am Rudolf Steiner Institut in Kassel und erfüllt einen Lehrauftrag für Anthropologie an der Universität Innsbruck. Seine Arbeit folgt dem Ästhetikverständnis von Joseph Beuys.



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