Der Krieg gegen die Raucher

Kleine Kulturgeschichte der Rauchverbote

Von Wippersberg, Walter

Promedia, 2010, 176 S., Broschur

ISBN: 9783853713174

13,90 €

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Vor gar nicht so langer Zeit war das Rauchen noch selbstverständlicher, zum Teil glamouröser Bestandteil unserer Alltagskultur. Heute stellt man Raucher als unverantwortliches Gesindel dar, das die Gesundheit der Mitmenschen schädigt, und als Suchtkranke, die man eigentlich – notfalls mit drastischen Mitteln – zu ihrem „Gesundheitsglück“ zwingen sollte.

Versuche, das Rauchen zu verbieten, gibt es, seit die Spanier den Tabak von Lateinamerika nach Europa gebracht haben. Der türkische Sultan Murad IV. ließ im 17. Jahrhundert 25.000 Raucher hinrichten. Und Hitler hätte am liebsten allen Deutschen, auch seinen Soldaten, und insbesondere den Frauen („Eine deutsche Frau raucht nicht“) das Rauchen untersagt.

Der heute weltweit geführte Kampf gegen das Rauchen und die Raucher ging von den USA aus und steht in enger Verbindung zur Entstehung eines Phänomens, das man „Gesundheitsreligion“ nennt. Deren radikalste Sekte bilden die Anti-Raucher-Aktivisten: lustfeindlich, sendungsbewusst, fundamentalistisch. Sie sind, das ist nicht zu bestreiten, sehr erfolgreich. Ihr aktueller Kampf konzentriert sich darauf, europaweit das totale Rauchverbot in allen Lokalen durchzusetzen.

Nichtraucherschutz wäre indes auch mit anderen Mitteln möglich, doch darum geht es längst nicht mehr. Die Anti-Raucher-Aktivisten arbeiten auf den Endsieg hin: Rauchverbot allüberall. Schon wird auch gegen das Rauchen im Freien und in der eigenen Wohnung mobil gemacht.

Im vorliegenden Buch geht der passionierte Raucher Walter Wippersberg der Frage nach, wie es zu diesem Meinungsumschwung in der öffentlichen Debatte gekommen ist. Darüber hinaus beschäftigt er sich mit den kulturhistorischen Hintergründen dieses erstaunlichen Paradigmenwechsels und stellt diesen in einen gesellschaftspolitischen Kontext. Das Kulturphänomen Rauchen nur vom Standpunkt der Gesundheit aus zu betrachten, hält er für eine barbarische Sichtweise. Denn der stimulierenden Wirkung des Tabaks verdanken wir zum Beispiel einen gar nicht so kleinen Teil unserer Kultur.

Wippersberg spürt kenntnisreich historische, psychologische und religiöse Zusammenhänge auf und widmet sich auch der Frage, warum Politiker sich so willfährig den Wünschen einer radikalen Antiraucherlobby beugen. Er ist Partei in diesem Streit und verhehlt es nicht. Vor polemischer Zuspitzung scheut er nicht zurück, zu einer wie auch immer ausgewogenen Darstellung fühlt er sich nicht verpflichtet, wohl aber dazu, seinen Standpunkt mit fundierten Argumenten zu untermauern. Der Autor

Walter Wippersberg, geboren 1945 in Steyr, lebt als Schriftsteller, Regisseur und Filmemacher in Losenstein/ Oberösterreich und in Wien. Er ist ordentlicher Universitätsprofessor an der Wiener Filmakademie und seit 1990 Leiter der Klasse „Drehbuch und Dramaturgie“. Veröffentlichungen: Theaterstücke, Hörspiele, Romane, Essays, TV-Dokumentationen, Filme (u.a. „Das Fest des Huhnes“). Zuletzt erschien von ihm „Eine Rückkehr wider Willen. Zwei Berichte über mich“ (2008).



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