Im Anfang war das Wort ... und die Evolution

Gedanken zur Sprachentwicklung aus neurologischer Sicht

Von Kesselring, Jürg

Schwabe, 2010. 27 S. m. 7 Abb. 23 cm, Kartoniert

ISBN: 978-3-7965-2686-2

24,00 €

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Im Anfang das Wort?

Im Jubiläumsjahr für Darwin wurde je nach Temperament entweder darüber geschimpft oder triumphiert, dass seine Lehre im Widerspruch stehe zu Aussagen in der Bibel. Wenn die eine Seite sagt: "Im Anfang war das Wort " und die andere nachweist, dass Leben sich so viel früher entwickelt als der Mensch mit seiner Sprache auf die Welt kam, so könnte ja auch mit "Anfang" nicht dasselbe gemeint sein. Gemäss der Evolutionslehre unterliegt die Welt einem kontinuierlichen Veränderungsprozess, und alle Organismen stammen in zusammenhängenden Verzweigungen von gemeinsamen Vorfahren ab. Wurde das Gehirn durch eine Genmutation plötzlich sprachfähig, oder ist Sprache eine notwendige Voraussetzung dafür, dass sich bei den Vor- und Urmenschen eine im Tierreich unerreichte Kommunikationsfähigkeit entwickelte? Diese ermöglichte dann Gemeinschaftsbildungen mit den unerhörten Überlebensvorteilen für die Menschen. Lerntrieb und Schulung anderer sind an Sprache gebunden. Ein Kind durchläuft in seiner individuellen Entwicklung ähnliche Stufen wie die Gattung. Sprache dient ihm zur allmählichen Abgrenzung von der materiellen und sozialen Welt. Es beginnt diese dann auszubilden, wenn es auf andere Gegenstände und Mitmenschen zeigen lernt und damit Andere in ein gemeinsames Anschauen einbindet. Dieses ist die Voraussetzung für die einzigartige menschliche kooperative Kommunikation. Das "Wir-Gefühl" ermöglicht das Setzen von gemeinsamen Zielen und Plänen, gegenseitiges Wissen, geteilte Glaubensinhalte. Gesten und pantomimische Zeichen im Mund- und Zungenbereich sind Vorläufer gesprochener Sprache.

Faust hat in seinem glücklichen Zustand nach dem Osterspaziergang den Logos im Anfang des Johannes-Evangeliums erneut zu übersetzen versucht. Er kommt auf einer Stufenleiter vom Wort über den Sinn zur Kraft und dann als Erleuchtung seines Inneren zur Tat. Zum "Anfang" hat er sich nicht geäussert. Luther hat in einer wütenden Geste alle Wörterbücher vom Tisch gefegt, weil sie das Geheimnis des Logos immer nur über die Griechische Philosophie erklären wollten. Er suchte nach etwas anderem, das dahinterstecken musste vielleicht wäre "Verheissung" eine mögliche Übersetzung?



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