Vater unser im Himmel

Von Fils, Jan

Verlag Berger, 2011, 318 S., geb.

ISBN: 9783850285278

17,90 €

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Das Buch von Jan Flis könnte man als eine interessante Probe einer untypischen Betrachtung des Vaterunser bezeichnen, das zwar gut bekannt ist, dessen Tiefe und Schönheit aber leicht zu übersehen ist. Heute betet mit den Worten des Vaterunser schon fast ein Drittel der Menschheit (ca. 2 Milliarden Christen) in mehr als 1200 Sprachen und Dialekten. Es ist festzustellen, dass das Gebet, das Jesus Christus seiner Kirche gelehrt hat, zum Wahrzeichen der Kirche geworden ist. Diese Worte überwinden heute die Grenzen der Völker, Nationen und Kontinente. Sie einen die einzelnen Christen und Schwesterkirchen. Immer und überall verwirklicht das Vaterunser bildhaft die Kirche als eine immens große Familie Gottes, die in Christus „Abba-Vater“ ruft (Gal 4,6). Gleichzeitig aber bemerkte schon Martin Luther − und leider ist da etwas Wahres dran −, dass man dieses bekannteste Gebet auch als „größten Märtyrer des Christentums“ bezeichnen könnte. Um das zu ändern sagt unser Autor literarisch schön, dass „wir mit einer derartigen Einstellung oft Eisläufern gleichen, die über einen See gleiten und das Eis nur an der Oberfläche wahrnehmen, ohne einen Hauch der Schönheit, die sich darunter befindet, zu erahnen“ (S. 34). Die Worte des Vaterunser, z.B. Vater, Himmel, Name, Reich, Erde, Brot, Wille gehören zur Sprache der Bibel und beginnen heute in vielen Ohren fremd zu klingen. Deswegen kann man sagen, dass besonders heutzutage tiefer gehende Überlegungen zum Vaterunser, wie sie Jan Flis geschrieben hat, wichtig sind. Michael Quoist sagte: „Wenn der Mensch den Geist verliert, verliert er bald alles.“ Jan Flis will in seinem neuen deutschen Buch zeigen, was der heute - meist eilende Mensch des 21. Jahrhunderts - im Vaterunser finden kann und darf. Im passioniert geschriebenen Buch erkennt man die Sorge des Autors vor dem Niedergang unserer europäischen Zivilisation, dessen Symptome man schon – seiner Meinung nach – heute bemerken kann. Der Autor fragt klar und deutlich: Fällt der Mensch, der vor Gott nicht sein Knie beugen will, nicht vor fragwürdigen Idolen der Massenmedien auf die Knie? Sind wir sicher, dass kein Zusammenhang zwischen der Tatsache, dass unsere Gotteshäuser in vielen Ländern halb leer sind und den oft übervollen Gefängnissen besteht? Wenn die heutigen Menschen weniger mit Gott sprechen (beten), braucht man dann nicht mehr Polizisten, die uns und unsere Besitztümer schützen sollen? Sehen wir nicht immer weniger Priester, die heute die Beichte abnehmen, und immer mehr Patienten, die den Psychiater, Psychothera­peuten und Psychoanalytiker konsultieren? Nach der Meinung des Autors „wäre es nicht wirklich schwer, diese Litanei an Niedergangssymptomen unserer Zivilisation zu verlängern. Aber es geht nicht darum, alles auszuschöpfen oder uns durch die große Anzahl zu erschrecken. Es geht auch nicht darum, Errungenschaften unserer Zivilisation schlecht zu machen oder sie zu zerstören, sondern darum, Klarheit zu schaffen, dass die Priorität des Geistes vor der Materie für das Überleben einer Zivilisation höchst notwendig ist. Die Hierarchie Gott – Mensch und dann schließlich Materie bringt rettende Ordnung in die Welt. Genau das ist es, was uns das Vaterunser, das Jesus seiner Kirche geschenkt hat, lehrt“ (S. 14).



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