Schönbrunn

Eine vertiefende Begegnung mit dem Schlosspark

Von Frohmann, Erwin

Ennsthaler, 2005. 125 S. m. zahlr. meist farb. Abb., Kartoniert

ISBN: 9783850686259

14,90 €

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Mitarbeiter: Zusammen mit Rupert Doblhammer.

Hier wird der Park mit seiner Raumqualität als vitaler Organismus verstanden. Die Autoren untersuchen die ästhetischen wie geomantische Raumqualitäten des Schlossgartens von Schönbrunn. Im Kontext der barocken Anlage wird die Gestalt in ihrer formalen und symbolischen wie auch atmosphärischen Qualität beschrieben und anhand ausgewählter Plätze in ihrer Wirkung auf den Menschen dargestellt. Zusammen mit dem körperlichen Ausdruck des Gartens geht es um die harmonikalen und seelisch-geistigen Strukturen, die seiner Gestaltwirkung zu Grunde liegen und dementsprechend das Raumempfinden des Menschen beeinflussen.

Darauf aufbauend laden verschiedene Übungen die Leserinnen und Leser ein, selbst in die vertiefende Raumwahrnehmung mit dem Garten einzutreten und die Raumqualitäten von Schönbrunn in all ihrer Vielfalt zu erleben. Die persönliche Erfahrung verbindet sich mit dem theoretischen Hintergrund und die Begegnung mit dem Schlossgarten wird zu einem ganzheitlichen Erlebnis. In diesem Sinne möchte das vorliegende Buch einen Beitrag leisten, die Beziehung zwischen Mensch und Raum zu vertiefen.

Aus dem Vorwort:
Schönbrunn zählt zu den berühmtesten historischen Gartenanlagen der Welt. Das Schloss und der Garten üben eine derart große Faszination aus, dass jährlich Millionen Menschen dieses wunderbare barocke Gesamtkunstwerk besuchen. Was macht die Attraktivität dieses Ortes aus? Ist es die historische Einmaligkeit der Anlage? Die Glorifizierung einer habsburgischen Vergangenheit mit all ihrem Glanz und all ihrer Macht, all den Licht- und Schattenseiten dieser Zeiten?
Die räumliche Manifestation des 18. Jahrhunderts rund um Maria Theresia, der weithin bekannten Kaiserin der Habsburger, zeigt sich in Schönbrunn. Schloss und Garten sind gebauter Ausdruck der Menschen dieser Zeit mit all ihren Gedanken, ihren Gefühlen und ihren Handlungen. Sie manifestieren sich als gestalterisches Abbild einer gesellschaftlichen Haltung im Raum. Während sich die Gesellschaft verändert hat, weisen Schloss und Garten über ihren ästhetischen Ausdruck, ihre Bilder und Berichte auf die menschlichen Aktivitäten und Weltanschauungen der Vergangenheit hin. Schönbrunn erzählt von unserer Geschichte, einer gemeinsamen Vergangenheit, geprägt vom Zeitgeist einer spätbarocken Weltordnung und den Änderungen der nachfolgenden Jahrhunderte. Dass dies heute noch lesbar ist, mag wohl eine wesentliche Qualität von Schönbrunn sein.

Jeder Ort hat aber nicht nur eine Geschichte, sondern setzt sich aus einer Summe von Erinnerungen zusammen. Feinen Schichten, die sich ineinander schieben, überlagern und gegenseitig beeinflussen, aufbauend auf dem Geist (genius) und der Seele (anima) des Ortes. Wir verstehen sie als natur- und kulturräumliche Wirkungsfelder, die sich, basierend auf den landschaftlichen Vorgaben, über die Begegnung zwischen Mensch und Raum entwickeln. Um diese Vitalität wahrzunehmen, bedarf es nicht nur ihrer körperlichen Manifestation, denn auch in der unsichtbaren Wirklichkeit, der Atmosphäre eines Ortes, sind seine Lebens- und Seelenkräfte wirksam.
Bevor die heutige Gartenanlage errichtet wurde, bildete die Wasserlandschaft des Wienflusses mit dem bewaldeten Schönbrunner Berg die landschaftliche Identität dieses Stadtteils. Die Terrassenkante des Schönbrunner Berges wirkte als wohltuende Ergänzung zum Wiental und gab schon damals einen wunderbaren Blick über Wien frei. Der Wienfluss selbst verlief im Vorfeld des heutigen Schlosses und sorgte für eine wässrige Qualität der Landschaft. Das Wasser spielte eine bedeutende Rolle und wurde mit der Entdeckung einer wohlschmeckenden Quelle, dem Schönen Brunnen, auch zum Namensgeber des Ortes.

Gartenarchitekten haben diese Struktur von Schönbrunn in mehreren Phasen in die spätbarocke Gartengestalt übergeführt. Ihre Gestaltung baute über die Ausführung zahlreicher Wasserelemente in Verbindung mit einer bewussten Auswahl bestimmter Plätze auf die vorgefundene wässrige Qualität auf. Schon beim Entwurf wurden diese Orte gestalterisch überhöht und mit dem Schloss in räumliche, harmonische wie energetische Beziehungen gebracht. Galt es doch, die Vitalität des Gartens mit dem Schloss zu verbinden und diese Einheit sowohl nach innen wie nach außen wirksam zu machen.



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