Odin

Der einäugige Gott und die indogermanischen Männerbünde

Von Kershaw, Kris

Arun, 2. Aufl. 2008. 312 S., Kartoniert

ISBN: 978-3-86663-019-2

19,95 €

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Die germanische Mythologie ist leider nur sehr bruchstückhaft überliefert; fast alle Texte wurden erst in christlicher Zeit aufgezeichnet und bieten daher ein oft uneinheitliches und widersprüchliches Bild. Das gilt auch für den obersten Gott der Germanen, den Göttervater Odin: Einerseits thront er in Walhall, wo er die gefallenen Helden, die Einherier, um sich versammelt; andererseits braust er als Sturmgott Wotan durch die Nacht, ist der Wilde Jäger und Anführer des Wilden Heeres der Toten.
Um Weisheit zu erlangen, hing er neun Nächte an der Weltesche Yggdrasil, raubte aber auch den Dichtermet und opferte sogar ein Auge an Mimirs Brunnen, um einen Schluck aus dem Weisheitsborn zu trinken.

Die amerikanische Religionswissenschaftlerin Kris Kershaw rekonstruiert nicht nur die gesamte germanische Überlieferung, sondern greift ebenso souverän auf keltische, römische, griechische, baltisch-slawische, ja sogar auf indische und persische Quellen zurück. Dabei ergibt sich, dass hier eine weitaus ältere Gottesvorstellung zugrunde liegt, die von Island bis Indien über Jahrtausende hinweg verbreitet war. Dieser ‚Ur-Odin‘ war der göttliche Anführer kriegerisch-religiöser Männerbünde, deren Paradigma das Totenheer – wie das der nordischen Einherier – ist.

Kershaw präsentiert die atemberaubende Fülle des von ihr überschauten Materials jedoch nicht nur aus historischem Interesse, sondern es gelingt ihr zugleich, Denken und Lebensgefühl unserer heidnischen Vorfahren nachvollziehbar und plausibel zu machen – etwa dass Totengötter zugleich solche von Jugend und Fruchtbarkeit sind!
Ihr Buch gliedert sich in drei Hauptteile: Der erste ist Odin und der germanischen Überlieferung gewidmet und nimmt insbesondere die „bündischen“ und initiatorischen Aspekte in den Blick, der zweite untersucht die Struktur der indoeuropäischen Männerbünde, und der dritte behandelt die indische Tradition, in welcher der Sturm- und Totengott Rudra dem Odin auf verblüffende Weise ähnelt.



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