Jüdisches Prag

Ein Reiseführer durch eine Stadt, die es nicht mehr gibt

Von Bonek, Jan

Eminent, 2011, 260 Seiten,davon 256 Seiten mit farbigen Abbildungen

ISBN: 978-80-7281-396-4

14,90 €

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Die Stadt und die Mutter in Isreal

Das kleinste Prager Viertel

Knotenpunkt unterschiedlicher Welten

Eine in den Abgründen der Zeit versunkene Geschichte

Eine, seit mehr als hundert Jahren nicht mehr existierende Stadt, und dabei handelte es sich um eines der bedeutendsten und ganz bestimmt auch ältesten Zentren des Judentums in Europa. Der Legende nach legten es die Israeliten hier an, nachdem ihr legendärer Tempel in Jerusalem zerstört worden war, damit Prag ihr Mutter Prag, Stadt und Mutter in Israel, wird. Ab dem XVI. Jahrhundert vereinfacht als Jüdisches Ghetto bezeichnet, das Mitte des XIX. Jahrhunderts zum fünften Stadtviertel umgewandelt wurde. Zu Ehren von Kaiser Josef II. erhielt es den Namen Josefstadt und entwickelte sich schließlich zur Zufluchtsstätte für die Prager Armut. Die ursprüngliche Lokalität begrenzte auf der einen Seite das Moldauer Ufer, auf der anderen Seite dann die streng bewachte Grenze der Prager Altstadt. Auf dieser nicht allzu großen Fläche, die kaum 93 000 Quadratmeter überschritt, gab es vielleicht an die dreißig Straßen, zwei kleinere Plätzchen, die man nur aus Gewohnheit ?Stadtplatz? zu nennen pflegte, ein Palais, einige hunderte, mannigfaltig miteinander verbundene Häuser und logischerweise auch Synagogen sowie einen bis heute berühmten Friedhof. Es war ein Ort voller Rätsel und Geheimnisse auf engstem Raum. Die Prager Judenstadt erlebte hautnah Aufstieg und Verfall, sie musste wiederholt Pogromen christlicher Nachbarn, der Plünderung durch fremde Heere, verhängnisvollen Bränden und Hochwasser widerstehen. Mehrmals wurde die ansässige Bevölkerung von der Pestseuche fast ausgerottet, ein anderes Mal war sie gezwungen, aus der Stadt und aus dem Lande wegzuziehen. Dennoch erholte sich die Judenstadt immer wieder aufs Neue und auch an der Ausübung ihrer Religion hielten die Bewohner unvermindert fest. Ende des XIX. Jahrhunderts fand Prag an der ?Modernisierung? Gefallen und nach dem Vorbild von Paris, wo das historische Zentrum Boulevards sowie einer Luxusverbauung hatte weichen müssen, bewilligten die Prager Ratsherren eine gemäßigtere Variante solch eines Assanierungsplanes, der einem dennoch kalte Schauer über den Rücken jagt. Dieser Plan bedeutete letztendlich die Vernichtung des altertümlichen und für manche abscheulichen, aber nichtsdestoweniger an Zauber und Esoterik reichen Ghettos. Bis auf wenige Bauten verschwand es von der Erdoberfläche.Wem wäre damals in den Sinn gekommen, dass mit jedem einzelnen abgerissenen Haus auch ein wesentlicher Teil unserer Geschichte unwiederbringlich verloren geht?

Autor/in:

Bonek, Jangeboren 1945, studierte an der Akademie für Musische Künste (AMU) in Prag, anschließend an der Hochschule für Musische Künste in Finnland. Er war an Dokumentarfilmen und mehr für das Tschechische Fernsehen, für den BBC Channel Four, ORF und für die Stiftung J. P. Getty in Los Angeles beteiligt.



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