Rauhnachtsfrüchte

Geschichten zur Blauen Stunde

Von Kralik, Christine

TSV-Thomas Staudt Verlag Flensburg, 136 Seiten, A5, Softcover

ISBN: 978-3-943313-05-5

17,95 €

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Für Christine Kralik ist der Faun ein Wesen unbändiger Lebenskraft, Lebenslust und Lebensfreude. Sie erspürt ihn als Geist der Natur selbst, sinnlich, unbezähmbar, unberechenbar und dennoch voller Weisheit und Güte. Sie sagt, sie erlebe ihn sowohl wild als auch zart, voller Ernst und voller Schalk und bisweilen auch ein wenig melancholisch, beim Wechsel von Tag und Nacht, zur Blauen Stunde.

In ihrer klaren und dennoch phantasievollen, poetischen und sehr eigenen Sprache beschreibt Christine Kralik unter anderem ihre Sehnsucht nach einer Welt, in der die Menschen wissen, wer sie wirklich sind, die Natur sein darf, was sie ist und der Zauber und die Heiligkeit allen Lebens wieder wahrgenommen und geachtet werden.



 

ZUR BLAUEN STUNDE
 
Zur Blauen Stunde, im Übergang zwischen Tag und Nacht und Nacht und Tag, wenn zwischen dem Einatmen und dem Ausatmen der Zeit eine Lücke entsteht, ein Tor – kann ich zu ihm kommen, ihn treffen, den Herrn der Natur, wie ihn die Alten nannten, den Faun.
 
Manchmal will ich ihn nicht stören und beobachte einfach den Elfenreigen, der sich zu seinen Flötenklängen in lieblichen Tänzen wiegt. Manchmal saust er einfach an mir vorbei, wer weiß wohin. Manchmal aber hat er ein bisschen Zeit für mich und wir sind uns nah, ach wie ich ihn in diesen Momenten liebe - ganz im Gegensatz zu manch leib- und lebensfeindlicher Irrlehre.
 
Sie nannten den Faun einfach Teufel, machten aus ihm ein Ungeheuer und von da an ihn für alle Greueltaten auf der Welt verantwortlich. Die Menschen bekamen nun Angst vor ihm, vor sich selbst und voreinander, und das war auch gut so – denn so waren sie leichter zu beherrschen.
 
Für mich ist der Faun ein Wesen unbändiger Lebenskraft, Lebenslust und Lebensfreude – der Geist der Natur selbst, sinnlich, unbezähmbar, unberechenbar und dennoch voller Weisheit und Güte. Ich erlebe ihn wild und zart zugleich, ernst und voller Schalk und manchmal auch ein wenig melancholisch.
 
Ein unergründliches Geschöpf, mysteriös, maßlos und doch auch selbstgenügsam. Er hilft mir mehr als so mancher Mensch und bisweilen kommt es mir vor, als sei unsere Beziehung uralt und tief – und in einer Zeit begründet, in der ich noch eine andere und glücklicher war.
 
Als ich ihn heute fragte, was ich über ihn schreiben soll, schüttelte er den Kopf, nahm mich bei der Hand und zog mich in seinen Wirbel, in seinen Tanz. Lachend jagden wir die Abendwiese entlang hinunter ins Tal zum See.
 

Autor/in:

Kralik, Christine
Christine Kralik wurde am 20. Oktober 1952 in der Kleinstadt Grafenau im bayrischen Wald nahe der tschechischen Grenze geboren.
Die magischen Plätze dieser ursprünglichen Landschaft prägten ihre Kindheit und legten den Grundstein für ihre tiefe Naturverbundenheit.
Die zahlreichen Mythen dieser Gegend erweckten in ihr die Begeisterung für die alte Weisheit von Märchen und Sagen – und für den Reichtum ihrer inneren Welten. Nach dem Abitur absolvierte sie ein Graphikdesign-Studium in München.
Die damals großzügigen finanziellen Zuwendungen ihrer Eltern ermöglichten es ihr, sich glücklicherweise nicht auf einen Brotberuf festlegen zu müssen, sondern sich ihren vielfältigen Interessen uneingeschränkt widmen zu können. So bescherte ihr zum Beispiel die intensive Beschäftigung mit der Astrologie kostbare Einblicke in die Strukturen ihrer eigenen Psyche und verhalf ihr zu einem besseren Verständnis für ihre Mitmenschen.
Doch es bedurfte erst eines tiefgreifenden Durchbruchs zu einer größeren Bewusstseinsöffnung inmitten einer ernsthaften Lebenskrise, um der Anwesenheit einer wohlwollenden, nährenden und höheren Macht im Angesicht des Niedergangs und der bedingungslosen Kapitulation ihrer Persönlichkeit gewahr zu werden.
Die Hingabe an diese alldurchdringende Gegenwärtigkeit und die zunehmend innigere Verbindung mit ihr empfindet Christine heute als ihre eigentliche Berufung.
Das Thema des scheinbaren Verlustes und des entzückten Wiederfindens der allumfassenden Liebe durchzieht sowohl ihre Geschichten als auch ihr Leben und bildet den täglichen Ankerpunkt ihrer Gewissheit in ihrer Hingabe.
Derzeit genießt sie in ihrem Garten in der ihr inzwischen zu einer Art Heimat gewordenen bezaubernden Landschaft des Chiemsees das Aufblühen ihres inneren Wesens und verfolgt gespannt die nunmehr wild taumelnde Reise der Menschheit – hin zu einem neuen Bewusstsein.



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