Permakultur im eigenen Garten – Saisonstart 2022
21. Dezember 2021
Jetzt ist die Zeit, den eigenen Garten auf die neue Saison vorzubereiten. Die Permakultur ist eine ganzheitliche und naturnahe Philosophie, die im Wesentlichen von Bill Mollison, David Holmgren und Sepp Holzer in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts geprägt wurde. Bill Mollison erhielt für die Entwicklung des Permakultur-Konzepts im Jahr 1981 den Preis für eine gerechte und angemessene Lebensführung (Right Livelihood Award), der oft auch als „alternativer Nobelpreis“ bezeichnet wird.
Wie Sie mit den naturnahen Prinzipien der Permakultur auch in Ihrem eigenen Garten arbeiten können, erfahren Sie in diesem Beitrag. Außerdem weisen wir auf hilfreiche und nützliche Bücher aus dem Themenbereich hin, mit denen Sie in die faszinierende Welt der Permakultur eintauchen können und Sie bei Ihrer Gartenarbeit die ganze Saison über unterstützen können!
Zuallererst: Das passende Saatgut auswählen
Damit in unserem Garten etwas wachsen kann, brauchen wir natürlich Saatgut. Es ist empfehlenswert, samenfestes Saatgut zu verwenden, damit wir es in den nächsten Jahren wiederverwenden können. Im Trend und ebenfalls empfehlenswert ist es, sich alte Sorten zu besorgen, da sie resistenter gegenüber Schädlingen sind und Sie durch die Nutzung dieses Saatguts auch etwas zum Erhalt alter Sorten beitragen. Empfehlenswerte Saatguthersteller sind:
Ökologisches, samenfestes Saatgut von nachhaltigen Erzeugern zu beziehen ist ein erster wichtiger Schritt bei der Vorbereitung des Gemüsegartens für die neue Saison. Aktuell und vor allem seit Beginn der Pandemie kommt es immer wieder zu Lieferschwierigkeiten bei manchen Saatgutherstellern. Letztes Jahr musste ich mein Saatgut daher aus Österreich bei Reinsaat bestellen, wo der Ansturm anscheinend nicht ganz so groß war. Es lohnt sich also, auch andere Saatguthersteller mit einzubeziehen und nicht immer nur beim Stammhändler zu kaufen
„Wer unser Saatgut kontrolliert, kontrolliert die gesamte Nahrungsmittelkette. Diese Kontrolle versucht die Agrarindustrie weltweit zu erlangen. Doch vielerorts kämpfen Bäuerinnen und Gärtner für eine autarke Nutzung des Saatguts.“
– Klappentext „Saatgut. Wer die Saat hat, hat das Sagen.“ von Anja Banzhaf, erschienen im oekom-Verlag.
Saatgut selbst erzeugen
Wir erwarten, dass sich der Trend hin zur Natur, hin zur eigenen Gartenarbeit durch Pandemie, Heimarbeit, etc. weiter fortsetzt und deshalb auch in Zukunft eine große Nachfrage nach ökologischem Saatgut bestehen wird. Wer mögliche Lieferschwierigkeiten und -verzögerungen umgehen möchte, kann lernen, sein Saatgut selbst herzustellen. Leider können wir in diesem Beitrag nicht auf diese komplexe Thematik im Detail eingehen, allerdings haben wir für diejenigen, die es interessiert einige interessante Bücher im Sortiment:
- Saatgut aus dem Hausgarten – Kräuter-, Gemüse- und Blumensamen selbst gewinnen von Marlies Ortner
- Handbuch Samengärtnerei – Sorten erhalten. Vielfalt vermehren. Gemüse genießen. Von Andrea Heistinger
- Wie du dein eigenes Saatgut gewinnst – und so ein kleines Stück Welt rettest – alte Sorten erhalten, Pflanzenvielfalt feiern, unabhängig sein. Von Sigrid Drage.
Voranzucht
Nachdem Sie das richtige Saatgut ausgewählt haben, oder, wenn Sie schon eigenes Saatgut haben, geht es an die Voranzucht. Dabei sollten Sie zunächst auf die richtige Zusammensetzung der Anzuchterde achten. Selbstverständlich können Sie fertige Anzuchterde aus dem Gartenmarkt kaufen, achten Sie dabei jedoch bitte darauf, dass sie torffrei ist. Torf ist eine sehr fruchtbare Erde, in der jede Menge Kohlenstoff gespeichert ist und sich in Mooren über Jahrhunderte hinweg natürlich entwickelt hat. Leider werden seit einigen Jahrzehnten diese Moore und damit einzigartige Lebensräume von uns Menschen zerstört, um den Torf abzubauen. Naturnahe Gartenarbeit heißt also, ohne diesen Torf zu arbeiten und glücklicherweise geht es mit der richtigen Erde auch ohne Torf.
Margarete Langerhost, eine Expertin für Mischkultur, die seit 40 Jahren auf ihrem Hof mit Mischkulturen arbeitet, empfiehlt in ihrem Buch: „Meine Mischkulturenpraxis nach dem Vorbild der Natur“ gut gelagerte, zwei- oder dreijährige Komposterde mit Steinmehl (z. B. Urgesteinsmehl) und Erde vermischt für die Jungpflanzenanzucht zu nutzen. Der so gelagerte Kompost hat nicht mehr so einen hohen Nährstoffgehalt und ist deshalb ideal für die Jungpflanzenanzucht geeignet. Wenn Sie so vorgehen, sparen Sie sich die Fahrt zum Gartenmarkt und den Verpackungsmüll von der verpackten Erde.
Bei der Anzahl der Pflanzen können Sie ruhig großzügig sein. Der bekannte und mir sehr sympathische englische Gärtner Monty Don empfiehlt in seinem Buch „Genial Gärtnern“ ruhig die doppelte Anzahl an Jungpflanzen vorzuziehen. Warum? Wenn Sie die doppelte Anzahl an Jungpflanzen haben, können Sie die stärksten auswählen und umtopfen, bis sie nachher in die Beete kommen. Außerdem ist auch bei frischem Saatgut immer davon auszugehen, dass manche Samen nicht keimen. Daumenregel: Sie können davon ausgehen, dass etwa 30% Ihres Saatgut jedes Jahr an Keimfähigkeit verliert. Wenn Sie also Saatgut aus dem letzten Jahr verwenden, sollten Sie nochmal ein Drittel mehr in die Töpfe aussähen.
Es gibt übrigens mittlerweile auch nachhaltige, plastikfreie Pflanztöpfe, die Sie direkt in einen größeren Übertopf oder später ins größere Beet pflanzen können. Viele Ideen und Produkthinweise finden Sie im Buch „Plastikfrei Gärtnern. Von Elke Schwarzer“ hier bei uns im Sortiment:
„Plastiksparen ist gut für den Planeten, unsere Gesundheit und macht Spaß. Für Küche oder Haushalt gibt es schon viele plastikfreie Lösungen. Doch was ist mit dem Garten? Geht es ohne Pflanztopf aus Plastik, ohne Erde aus der Tüte und ohne Düngerflasche? Dieses Buch zeigt dir den einfachen Weg zum plastikfreien Garten: mehrjährige Pflanzkonzepte, praktisches Upcycling, eigene Blumenerde herstellen, Dünger aus Pflanzen gewinnen, alles Grüne selbst heranziehen, Naturmaterialien nutzen und Gartenabfälle verwerten. Wusstest du zum Beispiel, dass die Ranken der Zaunrübe als ultrastarkes Bindematerial taugen? Und ganz nebenbei: Deine finanziellen Ressourcen schont das plastikfreie Gartenleben auch!“
– Klappentext Plastikfrei Gärtnern von Elke Schwarzer hier bei uns im Onlineshop.
Beete anlegen und erneuern
Permakultur bedeutet bodenschonendes Arbeiten im Garten. Umgraben ist sowieso eine nervtötende und vor allem anstrengende Arbeit und glücklicherweise haben sich findige Menschen Alternativen zum Umgraben ausgedacht. Eine der bekanntesten Möglichkeiten ist die sogenannte Lasagne-Methode.
Bei dieser Methode bauen Sie zunächst ein Schichtmulchbeet, das die Grasnarbe über einen Zeitraum von wenigen Wochen verkompostiert und eine lockere Bodenkrume hinterlässt. In diesem Boden herrschen dann ideale Bedingungen, um Saatgut auszusäen oder Jungpflanzen einzupflanzen. Und so gehen Sie vor:
- Legen Sie ungefärbte und von Plastik befreite Kartons auf der Fläche aus, die später zu einem Beet werden soll. Bitte nehmen Sie wegen der Erdölrückstände in den Farben kein altes Zeitungspapier oder ähnliche Produkte.
- Wässern Sie die Kartonagen großzügig. Der Karton sollte wirklich triefend nass sein und Wasser sollte austreten, wenn Sie darauf herumlaufen.
- Bedecken Sie den Karton mit einer Schicht Kompost von mindestens 2 cm Dicke. Sollten Sie keinen eigenen Kompost aus dem Garten haben, können Sie vom örtlichen Kompostwerk mit Sicherheit günstigen Kompost bekommen.
- Bedecken Sie nun den Kompost mit einer Schicht Mulchmaterial. Sie können dafür zum Beispiel Stroh nehmen, aber auch Strauch- oder Baumhäcksel aus dem letzten Jahr, sowie Laub und abgelagerten Rasenschnitt. Der Mulch sorgt dafür, dass der wertvolle Kompost bei Niederschlägen nicht weggeschwemmt wird und wirkt wie eine Schutzschicht auf dem noch jungen Schichtmulchbeet.
Nun warten Sie einige Wochen. Je länger Sie warten, desto mehr von der Kartonage wird von den Bodenlebewesen umgesetzt. Das bedeutet für Sie: Wenn Sie den richtigen Zeitpunkt abpassen, können Sie Löcher in den Karton stechen, wenn er zwar schon weich ist, aber noch fest genug um die Beikräuter zu unterdrücken. In die gestochenen Löcher können Sie dann Ihre Jungpflanzen einpflanzen. Wenn Sie Saatgut aussähen möchten, müssen Sie etwas länger warten bis er Karton mürber ist und dann den Mulch etwas beiseiteschieben, mit einer spitzen Gartenschaufel oder einem Teppichmesser eine Linie in den Karton ritzen und dann im Oberboden eine Saatreihe ziehen. Dort können Sie dann wie auf der Packungsanweisung des Saatguts beschrieben einsäen.
Sie sollten die Methode mit dem Karton allerdings nicht zu oft anwenden, da sich auch in Recycling-Kartons geringe Mengen von Erdölrückständen finden, die sich in Ihren Böden anreichern. Nutzen Sie diese Methode also besser nur zur Erstanlage des Beets und steigen Sie danach auf klassischen Mulch um. Mehr zur Problematik von Kartons finden Sie in der Zeitschrift Oya Ausgabe Nr. 63/2021 oder Online.
Richtig düngen
Wenn Sie wie oben vorgegangen sind, haben Sie den Boden schon mit einigen wichtigen Nährstoffen wie z. B. Stickstoff über den Kompost versorgt. Manchmal fehlen dem Boden aber noch andere wichtige Nährstoffe wie Kalium oder Phosphor. Um herauszufinden, was Ihrem Boden fehlt, kann es hilfreich sein einige Bodentests zu machen. Im Handel gibt es entsprechende Teststreifen zu kaufen, mit dem Sie den Gehalt der wichtigsten Bodennährstoffe ungefähr abschätzen können.
Zunächst: Testen Sie den pH-Wert Ihres Bodens. Wenn der pH-Wert Ihres Bodens außergewöhnlich sauer oder alkalisch ist, kann das die Verfügbarkeit von Nährstoffen stark verschlechtern. Wenn Sie einen extremen pH-Wert feststellen, ergreifen Sie durch Düngung mit basischen oder sauren Gesteinsmehlen Maßnahmen, um den pH-Wert auszugleichen. Dies wird die Verfügbarkeit von Nährstoffen und auch Spurenelementen im Boden verbessern.
Vor allem in Beeten, wo über mehrere Jahre hinweg Starkzehrer standen (z. B. Tomaten, Kartoffeln, Auberginen, etc.) kann sich ein Stickstoffdefizit aufgebaut haben. Wenn Sie hier einen Mangel feststellen, können Sie diesen Mangel auf vielerlei Weise beheben. Wenn es in Ihrer Umgebung Pferde gibt, können Sie den Mist auf das Beet in einer Stärke von 2-3 cm aufbringen und gut verrotten lassen, bis Sie dort eine neue Kultur pflanzen. Alternativ dazu können Sie auch für eine Saison eine Gründüngung einsäen, die Stickstoff aus der Luft bindet und wieder in den Boden einbringt. Vor allem die Bohnenarten (Gartenbohne, Buschbohne, Ackerbohne, etc.) kann ich an dieser Stelle empfehlen, da Sie so nicht auf dem Anbau im Beet verzichten müssen.
„Fruchtbarer Boden und gesunde Pflanzen mit natürlichen Mitteln Dünger spielen für Biogärtnerinnen und -gärtner eine besonders wichtige Rolle. Ob im Garten oder am Balkon, sie ernähren Kräuter, Gemüse- und Obstpflanzen und machen die Böden von Jahr zu Jahr fruchtbarer.
Die Biogartenexpertin Andrea Heistinger und der Kompostierer und Regenwurmspezialist Alfred Grand zeigen, wie Sie biologische Dünger ganz einfach selbst herstellen können: von Regenwurmhumus über hochwertigen Kompost bis zu bewährten Gründüngungen, Pflanzenjauchen und Komposttees. Zudem geben sie ausführliche Anleitungen zur Anwendung sowie Tipps zum Kauf von Biodüngern. Mit anschaulichen Fotostrecken und Zeichnungen!“
– Klappentext „Biodünger selber machen – Regenwurmhumus, Gründüngung, Kompost“ von Andrea Heistinger und Alfred Grand hier bei uns im Sortiment.
Wenn Sie einen Phosphatmangel feststellen, heißt das erstmal nur, dass Phosphat nicht in einer Form vorliegt, die chemisch für die Pflanzen verfügbar ist. In der Regel befinden sich in den mineralischen Bestandteilen der Böden genügend Phosphate. Es geht hier also nicht darum von außen Phosphate in Form von Vogelguano zuzuführen, sondern den vorhandenen Phosphat Pflanzenverfügbar zu machen. Pflanzen Sie Beinwell, Lupinen, Steinklee, Wicken oder Nesselarten, mähen Sie die Kräuter regelmäßig mit der Sense oder Handsichel und lassen Sie die Blätter auf dem Beet liegen. Auch wenn die Pflanzen kein Phosphat aus der Luft binden können (wie es die Leguminosen mit dem in der Luft vorhandenen Stickstoff machen), können sie den mineralischen Phosphor für Pflanzen verfügbar machen.
Wenn Sie einen Kaliummangel feststellen, können Sie Bananenschalen im Boden vergraben. Diese enthalten gewisse Mengen an Kalium, die über die Zeit an den umliegenden Boden abgegeben werden. Bitte verwenden Sie nur ökologische Bananenschalen ohne irgendwelche Spritzmittel und entfernen Sie vorher die kleinen Plastikschilder auf den Bananenschalen. Als Alternative dazu helfen Pflanzungen von Beinwell und Borretsch, um im Boden fixierte Kaliumdepots freizusetzen. Auch hier hacken Sie die Blätter einfach ab und lassen sie zum Verrotten auf dem Boden liegen, bis der Mangel behoben ist.
Fazit
Auch wenn wir hier bei weitem nicht alle Themen abdecken konnten, die es für das Gartenjahr zu erkunden gilt, haben wir einen guten Überblick für die Vorbereitung des Gartenjahrs geschaffen. Mit diesen Tipps und Buchempfehlungen an der Hand können Sie Ihr Gartenjahr ideal vorbereiten und positive Wachstumsbedingungen für Ihre Pflanzen schaffen. Wir vom Syntropia Buchversand wünschen viel Freude bei der Vorbereitung Ihres Gartens!
Ihr Team vom Syntropia Buchversand
Quellen:
permakulturblog.de
Oya Ausgabe 63/2021
permies.com
permaculturenews.org
Bild unter „Beete anlegen und erneuern“: Gandydancer, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons
Alle anderen Bilder: Unsplash.com und pixabay.com
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